1913
Mitgründer Niels Wiese Vitsø („vit-sö“ wird am 13. Februar im dänischen Aarhus geboren. Die Zahl 13 wird unweigerlich zu Vitsøs Glückszahl.
1931
Mitgründer Otto Zapf wird am 10. August in Roßbach in der Tschechoslowakei geboren.
1932
Industriedesigner Dieter Rams wird am 20. Mai in Wiesbaden geboren. Er erlernt in jungen Jahren das Tischlerhandwerk von seinem Großvater, einem Tischlermeister.
1936
Steigt Niels Vitsø bei der dänischen Möbelfirma France & Daverkosen ein, die von dem Engländer Charles France und dem Dänen Eric Daverkosen gegründet wurde. 1936 tritt Niels Vitsø bei der Familie France als Weihnachtsmann auf. Das Unternehmen erlangt durch seine innovative Arbeit mit dem dänischen Designer Finn Juhl größere Bekanntheit.
1947
Dieter Rams belegt an der Wiesbadener Kunstgewerbeschule einen Grundkurs in Innenarchitektur.
1948-51
Dieter Rams macht eine Lehre als Tischler.
1951-53
Dieter Rams besucht erneut die Wiesbadener Kunstgewerbeschule und macht seinen Abschluss als Innenarchitekt.
1955
Dieter Rams tritt als Innenarchitekt in das Elektrounternehmen Braun ein. Er präsentiert eine Skizze für dessen neue Innenraumgestaltung. An der hinteren Wand findet sich hier die allererste Idee für ein schienenbasiertes, wandmontiertes Aufbewahrungssystem.
1957
Otto Zapf besucht Dieter Rams bei Braun und bittet ihn, Möbel für das Unternehmen seines Vaters zu entwerfen.
Als Dieter Rams den damaligen Direktor von Braun, Erwin Braun, um die Erlaubnis bittet, für ein anderes Unternehmen zu arbeiten, lautet die instinktive Antwort: „Ja! Das wird den Markt für unsere Radios bereiten.“
Dieter Rams entwirft ein flaches, modulares Aufbewahrungssystem für zu Hause: das Montagesystem 571 (ursprünglich RZ 57).
Auf der Kölner Möbelmesse trifft Otto Zapf den dänischen Möbelhändler Niels Vitsø.
1958
Otto Zapf macht Niels Vitsø mit Dieter Rams bekannt.
1959
Niels Vitsø und Otto Zapf gründen am 4. September das Unternehmen Vitsoe + Zapf, um Dieter Rams’ Möbelentwürfe herzustellen. Der deutsche Künstler Günther Kieser stellt Niels Vitsø auf dem Plakat zur Einführung mit einem Stuhl verschlungen dar.
1960
Das Regalsystem 606 (ursprünglich RZ 60) wird als wandmontierte Aufbewahrungslösung eingeführt.
1961
Dieter Rams wird zum Leiter der Designabteilung von Braun ernannt. Er besucht zum ersten Mal London, um auf der internationalen Kunststoffmesse Interplas den Supreme Award für den tragbaren Braun-Phono-Transistor TP 1 entgegenzunehmen. Rams wurde von Paul Reilly vom Council of Industrial Design (dem späteren Design Council) nominiert.
Mark Adams, der Geschäftsführer von Vitsœ, wird am 28. Februar im englischen Ipswich geboren.
1962
Das Sesselprogramm 620 (ursprünglich RZ 62) und der Tisch 621 kommen auf den Markt. Ihre Namen (62-0 und 62-1) leiten sich davon ab, dass sie die ersten beiden Vitsœ-Produkte des Jahres 1962 sind (Fotografien von Ingeborg Rams, geborene Kracht).
1967
Otto Zapf verlässt Vitsoe + Zapf. Dieter Rams heiratet die Fotografin Ingeborg Kracht (1931–2022), die sowohl für Braun als auch für Vitsœ tätig ist. Das Paar bleibt über 50 Jahre lang zusammen, bis Kracht-Rams im Alter von 91 Jahren verstirbt.
1968
Dieter Rams wird zum Direktor der Designabteilung von Braun ernannt. Dieter Rams wird für seine herausragenden Möbel- und Beleuchtungsdesigns von der Londoner Royal Society of Arts mit dem Ehrentitel RDI (Royal Designer for Industry) ausgezeichnet.
1969
Aus Vitsoe + Zapf wird die Wiese Vitsœ GmbH & Co.. Niels Vitsø macht aus dem ø in seinem und dem oe im Namen des Unternehmens eine œ-Ligatur, um ein breiteres europäisches Publikum anzusprechen.
Die Namen der Vitsœ-Produkte werden nun nicht mehr RZ xx, sondern nach ihrem Einführungsjahr und der Reihenfolge der Markteinführung benannt, wobei die Zählung bei Null beginnt: beispielsweise das Regalsystem 606 und das Sesselprogramm 620.
Logo und Identität von Vitsœ werden vom Grafikdesigner Wolfgang Schmidt unter Verwendung der Schriftart Univers von Adrian Frutiger entwickelt.
1970
Der erste Ausstellungsraum von Vitsœ wird in der Frankfurter Kaiserhofstraße eröffnet. Es beginnt eine Phase der beschleunigten Produktentwicklung, in der das Unternehmen ein Händlernetzwerk in Deutschland, der Schweiz, den Niederlanden und Dänemark aufbaut.
Das Sesselprogramm 620 (RZ 62) wird in die ständige Sammlung des Victoria & Albert Museum in London aufgenommen.
1973
Das Sesselprogramm 620 erhält nach einer Plagiatsklage künstlerischen Urheberschutz vom Bundesgerichtshof (BGH). Das Gericht begründet dies wie folgt: „Das Design dieses Sessels ist eine persönliche geistige Schöpfung von hohem ästhetischem Gehalt.“
1975-85
Voller Sorge über den Zustand der Welt um ihn herum entwickelt Dieter Rams seine „Zehn Thesen für gutes Design“.
1976
Dieter Rams hält in New York eine weitsichtige Rede mit dem Titel „Design by Vitsœ“, in der er sich für verantwortungsvolles Design einsetzt. Niels Vitsœ ist so stolz auf die Berichterstattung in der New York Times, dass er im anschließenden Vitsœ-Newsletter seine eigene Handschrift und Unterschrift verwendet.
1984
Dieter Rams und Niels Vitsœ gewähren dem italienischen Möbelhersteller De Padova eine Lizenz zur Fertigung einer Aluminiumversion des Regalsystems 606.
1985
Mark Adams entdeckt das Regalsystem 606 von Vitsœ bei seiner Markteinführung in Großbritannien im Londoner Einrichtungsgeschäft Reflex.
1986
Mark Adams trifft Niels Vitsœ, Dieter Rams und Ingeborg Kracht-Rams in Frankfurt.
Im selben Jahr gründet Mark Adams die Vitsœ UK Ltd. Ein Ausstellungsraum wird im Londoner Gebäudekomplex Butler’s Wharf in der Nähe des Design Museums eröffnet.
1987
Die Vitsœ UK Ltd beginnt mit der Herstellung von Regalen für das Regalsystem 606 im Vereinigten Königreich. Der Ausstellungsraum zieht ins Londoner Viertel Tyers Gate um.
1989
Der Ausstellungsraum von Vitsœ im Vereinigten Königreich zieht in das „Time and Talents Settlement“ in der Londoner Bermondsey Street um.
1993
Mark Adams wird nach dem Ausscheiden von Niels Vitsœ zum Geschäftsführer von Wiese Vitsœ ernannt.
1995
Aus der Vitsœ UK Ltd. wird Vitsœ Ltd. Firmensitz und Produktion von Dieter Rams’ Möbeln werden von Deutschland nach Großbritannien verlagert. Die Produktion zieht in den Londoner Ortsteil Islington. Wiese Vitsœ wird geschlossen.
Niels Vitsœ stirbt im Alter von 82 Jahren in Kopenhagen.
Dieter Rams gewährt dem deutschen Möbelhersteller sdr+ eine Lizenz für die Fertigung seiner Möbel.
1997
Rams scheidet aus dem Unternehmen Braun aus.
1998
Vitsœ expandiert über den Einzelhändler Moss in New York in die Vereinigten Staaten.
1999
Einführung von Bodenplattenstellagen für den Transport zwischen mehreren Lieferanten und wiederverwendbaren Kastentaschen für die Lieferung an die Kunden – ganz ohne Verpackungsmüll.
2004
Vitsœ eröffnet sein erstes Londoner Geschäft in der Wigmore Street.
Das Regalsystem 606 wird in die ständige Kollektion des Museum of Modern Art in New York aufgenommen.
2005
Die Produktion von Vitsœ wird ins Londoner Viertel Camden verlagert.
2008
Vitsœ wird in dem wissenschaftlichen Artikel „Towards a sustainable industrial system“ des Institute for Manufacturing der Universität Cambridge sowie der Universität Cranfield zitiert.
„Less & More: The Design Ethos of Dieter Rams“ wird in Osaka, Japan und in den folgenden drei Jahren auch in Tokio, in Seoul, im Londoner Design Museum und im SFMOMA in San Francisco ausgestellt.
2009
Das erste amerikanische Vitsœ-Geschäft wird in der Bond Street in New York eröffnet.
Das Londoner Vitsœ-Geschäft zieht in die Duke Street um.
2011
Vitsœ wird zum Gründungsmitglied des Centre for Industrial Sustainability der Universität Cambridge berufen.
2012
Dieter Rams beendet den Lizenzvertrag mit dem deutschen Hersteller sdr+, der die Produktion der von Dieter Rams entworfenen Möbel einstellt.
2013
Vitsœ wird zum weltweit exklusiven Lizenznehmer der gesamten Kollektion Original-Möbeldesigns von Dieter Rams.
Vitsœ stellt den Vertrieb über Dritthändler ein. Weltweit erfolgen nun alle Verkäufe direkt an die Endverbraucher.
Das Sesselprogramm 620 und der Tisch 621 werden von Vitsœ und Dieter Rams überarbeitet und neu aufgelegt.
Eröffnung des Vitsœ-Geschäfts in der Münchner Türkenstraße.
Vitsœ lädt Kunden zur Zeichnung einer Mini-Anleihe ein, um Geld für die zukünftige Expansion zu sammeln.
2014
Vitsœ erwirbt ein Grundstück im englischen Royal Leamington Spa als Standort für ein neues Produktionsgebäude.
2016
Baubeginn des neuen Produktionsgebäudes von Vitsœ in Royal Leamington Spa.
Dieter Rams beendet den Lizenzvertrag mit De Padova für die Aluminiumversion des Regalsystems 606.
2017
Eröffnung des Vitsœ-Geschäfts in der West 3rd Street in Los Angeles.
Die Produktion von Vitsœ zieht von London nach Royal Leamington Spa um.
2018
Der Dokumentarfilm „Rams“ des amerikanischen Filmemachers Gary Hustwit mit einem Soundtrack von Brian Eno wird weltweit veröffentlicht.
Das New Yorker Vitsœ-Geschäft zieht in die West 8th Street um.
Für das Regalsystem 606 wird ein bedeutendes Gerichtsurteil gefällt, in dem das Design des Metallregals als „äußerst reduziert, klar und ruhig“ sowie mit dem Verzicht auf „Designelemente, die für Unruhe sorgen könnten“ bezeichnet wird. Die „in höchstem Maß individuell gestalteten Regale bestehen ausschließlich aus einem dünnen Metallblech welches den Eindruck einer fließenden Leichtigkeit vermittelt.“ Dieses Urteil wurde als „lyrisches Urteil“ bekannt.
2019
Das Londoner Vitsœ-Geschäft zieht in die Marylebone Lane um. Die Anwesenheit von Dieter Rams ist dabei die große Attraktion.
Die umfangreicheStrong-Sammlung, von Braun-Produkten, die der Grafikdesigner Tom Strong im Laufe seines Lebens zusammengetragen hat, wird Vitsœ überlassen. Sie soll im Produktionsgebäude ausgestellt werden, damit künftige Generationen von Designstudenten von ihr profitieren können.
2021
Vitsœ eröffnet ein Geschäft in der Regent Street in Royal Leamington Spa.
De Padova stellt die Produktion der Aluminiumversion des Regalsystems 606 ein.
2022
Vitsœ wird in der Studie „The Sufficiency-Based Circular Economy – an analysis of 150 Companies“ des Forschungsinstituts Frontiers zitiert.
Ingeborg Kracht-Rams – seit über 50 Jahren mit Dieter Rams verheiratet – stirbt im Alter von 91 Jahren.
2023
Der Oberste Kassationsgerichtshof in Italien erkennt das Regalsystem 606 als Kunstwerk an. Es wird im Namen von Dieter Rams und Vitsœ urheberrechtlich geschützt.
Heute
Mit einem wachsenden internationalen Team liefert Vitsœ von seinem britischen Produktionsgebäude aus direkt in mehr als 90 Länder. Das Unternehmen will auch weiterhin mehr Menschen davon überzeugen, weniger Möbel zu kaufen – und dafür sorgen, dass sie länger halten.