Ein durchdachtes, warmes Zuhause
Mike und Jeanette verankern ihr Leben zwischen London und New York durch ihre Bücher.
Worte: Vitsœ
Fotos: Mike
Angesichts ihres bevorstehenden Umzugs über den Atlantik herrscht in Mikes und Jeanettes Londoner Wohnzimmer eine erstaunlich entspannte Atmosphäre: dampfender Tee, flackerndes Kerzenlicht und friedlich schlummernde Katzen.
Die Wohnung in der Marylebone-Villa, die in den letzten Jahren ihr Zuhause war, wird in zwei Wochen leer stehen. Aber da weit und breit keine Spur von Kartons und dem üblichen Umzugschaos zu sehen ist, fällt es schwer zu glauben, dass sie in nur wenigen Tagen nach New York umsiedeln. Für Mike und Jeanette ist es ohnehin ein vertrauter Vorgang. Ihre überwältigende Gelassenheit beruht auf dem Wissen, was sie erwartet, denn es ist nicht das erste Mal, dass sie sich und ihre geliebte Büchersammlung über den Atlantik (und wieder zurück) verfrachten.
Menschen sehnen sich im Allgemeinen nach einem gewissen Maß an Stabilität, Vertrautheit und Routine, weshalb das umwälzende Zusammenpacken des gesamten Haushalts die meisten mit Angst erfüllt. Jeanette hingegen scheint den anstehenden Herausforderungen gelassen entgegenzusehen: „Umziehen fühlt sich für mich ziemlich normal an. Ich bin schon mit sechs Jahren aus China in die USA emigriert: Damals war das ein großer Einschnitt, eine enorme Veränderung in einem so jungen Alter – und eine sehr prägende Erfahrung für mich.“
Jeanettes Kindheit war eine Zeit vieler Umbrüche, aber sie fand Halt im Lesen. Grinsend erinnert sie sich: „Mum brachte mich jeden Tag in die örtliche Bibliothek, und so begann meine Liebe zu Büchern. Diese Ausflüge gaben mir das Gefühl dazuzugehören, und ein ähnliches Gefühl von Vertrautheit verbindet mich heute mit unserem Vitsœ-Regal. Wir müssen uns nie Sorgen machen, ob es passt oder funktioniert. Egal wo wir sind, fühlt es sich mit all unseren Büchern darin immer wie Zuhause an, auch wenn die Konfiguration völlig anders ist.“
Mike verbrachte seine Kindheit bis zum späten Teenageralter an einem einzigen Ort. Er lacht und sagt: „Mein Aufwachsen könnte nicht unterschiedlicher sein. Ich wohnte in ein und demselben Haus, bis ich zur Uni ging. Vor allem meine Mutter ist ein Gewohnheitstier und ich glaube, ich habe viel von ihrem Charakter geerbt. Ich verliere selten etwas, und wenn ich nur den Verdacht habe, etwas verlegt zu haben, fühlt es sich an, als ob die Welt um mich herum zusammenbricht. Ich bin so neurotisch, dass ich wie ein Wahnsinniger nach allem suche – was Fluch und Segen zugleich ist.“
Mit so unterschiedlichen Persönlichkeiten haben die beiden über die Jahre einige hitzige Debatten darüber geführt, wie sie ihr Zuhause gestalten möchten: Der eine wollte im Wohnzimmer einen Arbeitsplatz einrichten, während der andere den Raum allein zum Essen und Entspannen nutzen wollte … Doch bei allen Diskussionen waren sie sich in einem Punkt immer immer einig: Sie haben stets dafür gesorgt, dass ihre wachsende, umfangreiche Büchersammlung einen Ehrenplatz einnimmt, egal wo sie leben.
Mike schaut sich kurz im Wohnzimmer um und erklärt: „Alles andere in unserem Leben halten wir minimalistisch, aber unsere Bibliothek ist die große Ausnahme. Wir hatten das Glück, während einer Reise durch Europa viele Kunstinstitutionen, Buchliebhaber und Stiftungen zu besuchen. Ich finde es inspirierend, dass Menschen eine Sammlung von Dingen pflegen und diese dann weitergeben, damit andere sie genießen können.“ Jeanette lacht und sagt: „Denk dran, wir können sie nicht mitnehmen, wenn wir sterben!“, worauf Mike scherzhaft antwortet: „Ihr könnt mich mit den Büchern begraben! Nein, im Ernst, wir möchten sie spenden, an eine Bibliothek oder eine andere Institution.“
Beiden scheint die kurzlebige Natur ihrer Wohnsituation wenig auszumachen. Mike verrät, was ihnen dabei hilft, in einer neuen Umgebung heimisch zu werden: „So verrückt wie das Leben nun einmal ist – stressig, hektisch, traurig und beängstigend –, tut es gut, von der intuitiven, effizienten Natur der Vitsœ-Systeme umgeben zu sein. Was ich an den Regalen so schön finde, ist ihre Beständigkeit. Wir können sie selbst installieren und wissen, dass sie überall funktionieren, wo wir hinziehen werden (außer vielleicht, wenn wir das urbane Leben irgendwann gegen eine Lehmhütte tauschen). Aber im Grunde ist es einfach das beruhigende Wissen, dass ein Buch nicht vom Rand rutschen wird oder dass ein oder zwei Tablare leicht ausgetauscht werden können, um ein neues Bedürfnis zu befriedigen, oder auch nur, dass die Schubladen nicht zuschlagen, wenn man sie schließt. Es funktioniert immer so, wie man es erwartet. Eine Sache weniger, um die man sich sorgen muss.“
Jeanette nickt und erzählt, dass die Vitsœ Planer „einen immer gleich behandeln: egal, ob man ein einzelnes Tablar kauft oder eine ganze Wohnung mit dem 606 befüllt – und das spricht Bände über das Unternehmen. Im Laufe der Jahre haben wir uns mit den Leuten bei Vitsœ angefreundet und fühlen uns als Teil einer Gemeinschaft gleichgesinnter Menschen. Wir wissen, dass wir uns, egal ob in London oder New York, beraten lassen können, wie wir unser System am besten neu installieren. Die Planer sind immer gern bereit, so viele Optionen durchzuarbeiten, wie es für eine Entscheidung braucht, weil ihnen wirklich wichtig ist, dass die Menschen ihren Lebensraum genießen. Vitsœ ist ein Unternehmen, das zum Nachdenken anregt.“
Ihre berufliche Karriere in der globalen Designwelt wird zwangsläufig noch viele Reisen mehr einfordern. Beide sind sich einig, dass sie inmitten aller Umbruchsituationen immer ein Zuhause schaffen möchten, das sich durchdacht, warm und freundlich anfühlt.