A sense of belongings
Eine Ausstellung geliebter Besitztümer zeigt, wie die emotionale Bindung zu unserem Hab und Gut handgemachten Schätzen ein langes Leben beschert.
Worte und Fotos: Vitsœ
Öffnungszeiten
Die Ausstellung bei Vitsœ London findet parallel zum London Design Festival 2018 statt.
Vitsœ
15. September bis 6. Oktober 2018
Montag bis Samstag 10:00–18:00
Sonntag,16.September 11:00–16:00
Auch in unseren Zeiten, die immer kurzlebigere Produkte hervorbringen, die schnell entsorgt sind, gibt es sie noch – wertvolle Gegenstände, die wir nie und nimmer wegwerfen würden. Warum?
Die Ausstellung bei Vitsœ London beantwortet die Frage mithilfe unserer langjährigen Kunden und Freunde: Sie haben uns heißgeliebte Besitztümer geliehen, die seit vielen Jahren gebraucht, repariert und geschätzt werden.
Die Geschichten zu diesen Gegenständen erzählen von einem zärtlichen Gefühl, das die unvermeidlichen Auswirkungen auf unsere Umwelt und Ressourcen verringert, indem es das Leben der Dinge so lange wie möglich verlängert …
Bügelpresse
„Meine Großeltern haben die Presse in den späten 1950ern gekauft. Sie wartete in ihrer Bauernküche auf das wöchentliche Bügeln der Bettwäsche und Tischdecken. Irgendwann in den 1970er Jahren wurde sie überflüssig, wahrscheinlich weil es inzwischen pflegeleichte Baumwoll- und Polyester-Bettwäsche gab und Tischdecken aus der Mode kamen.
Als meine Mutter Mitte der 1980er Jahre an der RCA ihr Textildesign-Studium begann, rettete sie das Bügeleisen vom Dachboden und benutzte es, um die Druckpigmente ihrer bemalten Wandbehänge zu fixieren. Dann zog es aus ihrem Atelier in unser Zuhause um, als mit der Familie auch die Menge an zu bügelnder Bettwäsche wuchs. Mehr als zwanzig Jahre lang stand es immer an der gleichen Stelle in unserem Haus und wurde wieder wöchentlich benutzt, um Wäsche zu pressen.
Inzwischen nutze ich selbst die Presse, um die handgemalten Denimstücke, die ich herstelle, zu fixieren. Die Stoffabdeckung auf dem Bügelbrett wurde mehrmals ersetzt, da sie durch die dauernde Verwendung verbrannt oder fleckig geworden war. Die Feder, die die obere Platte anhebt, ist auch etwas altersschwach, sodass man ein Streichholz braucht, um sie offen zu halten. Das Kabel wurde ersetzt und muss wahrscheinlich wieder ersetzt werden, aber ansonsten leistet die Presse uns immer noch hervorragende Dienste.“
Odette Moncur, Textildesignerin
Japanisches Messer
„Wir haben den Messerhersteller Massamoto in Japan erst beim dritten Anlauf gefunden – aber es hat sich allemal gelohnt. Glänzende Stahlregale … das Wasser lief mir im Mund zusammen. Dort habe ich dieses Shirogami # 1 Gyuto gefunden, das perfekt in meine Hand und zu meiner Statur passt.
Ich bevorzuge einen westlichen Griff, was aber bedeutet, dass es für die Saya oder Scheide keine Nadel gibt, um das Messer zu sichern. Ich habe es mit einem in Kamelienöl getränkten Tuch bearbeitet. Jetzt bleibt die Klinge stehen.
Das hier ist mein Haushaltsmesser – ich benutze es fast jeden Tag. Weil der Stahl rostet, muss es stets in der Saya aufbewahrt werden.
Der junge Mann bei Massamoto hat mir gezeigt, wie man es auf einem Wasserstein schärft. Die Freude, eine neue Fähigkeit zu erlernen und sie zu verfeinern, ist mir geblieben. Obwohl ich es bis heute nicht geschafft habe, es so gut wie dieser junge Mann in Japan zu schärfen.“
Will Leigh, Koch
Geniale Toastgabel
„Die Gabel wurde von meinem Urgroßvater im Rahmen seiner Lehre bei einem Ingenieursbetrieb irgendwo im Süden Londons hergestellt. Ich bin nicht sicher, wann genau, aber ich schätze, etwa um 1900.
Die Gabel ist aus Ersatzteilen der Firma gemacht. Am deutlichsten sieht man das am Griff aus unterschiedlich großen Schrauben und Unterlegscheiben. Meine Großmutter und ihre Geschwister haben sie benutzt, um über dem Feuer Toast zu machen – genau wie meine Mutter und ihr Bruder als Kinder.
Sie hatte einen Ehrenplatz neben dem Kamin im Haus meiner Großeltern inne, und die Geschichte ihrer Entstehung wurde uns bei jedem Besuch erzählt. Als meine Großmutter vor ein paar Jahren verstarb, war sie der einzige Gegenstand, um den ich meine Mutter und meinem Onkel als Andenken bat. Die Gabel war das Ding, mit dem ich mich am meisten verbunden fühlte. Jetzt lebt sie mit uns in London – um in Zukunft wieder Toast zu rösten.“
Stephen Mann, Modeberater
Ikat-Schärpe
„Ich habe diese gewebte Ikat-Schärpe von Mary Restieaux in den späten 1980er Jahren gekauft, als ich als Galeristin im British Crafts Centre in der Earlham Street gearbeitet habe. Ich schenkte sie meiner Mutter, die sie mir dann vererbte.
Ich habe sie geliebt und oft getragen. Ihre Langlebigkeit ist der Qualität des Gewebes zu verdanken, das seine Form und Farbe behält. Ihr Erscheinungsbild ist von allen Trends unabhängig, und sie lässt sich mit jedem Styling kombinieren.
Sie transportiert so viele Assoziationen, nicht zuletzt meine lange Beziehung zu Mary Restieaux, mit der ich seit vielen Jahren zusammenarbeite, um aufstrebende Talente im Bereich Webkunst zu finden.
Die Schärpe verkörpert meinen Wunsch, ein hohes Niveau an handwerklichem Können und Gestaltung in Großbritannien zu fördern – so wie es in diesem frühen Stück steckt.“
Vanessa Swann MBE, Kunstunternehmensberaterin
Brogues
„Ich habe dieses Paar Brogues 1987 gekauft. Mittlerweile sind sie reich an Patina, aber noch immer in einem bemerkenswert guten Zustand. Sie haben vor etwa sechs Jahren einen Super-Service bei Church erhalten und erst kürzlich wurden sie neu besohlt.“
Tony Chambers, Journalist
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Die Ausstellung im Vitsœ Shop London zeigt rund 20 Objekte, die uns von unseren Kunden und Freunden geliehen wurden.
Geöffnet vom 15. September bis 6. Oktober 2018 in der 3–5 Duke Street, W1U 3ED. Montag bis Samstag, 10:00–18:00, Sonntag, 16. September, 11:00–16:00