Organisiertes Chaos
The Archers über Vitsœ und die Architektur der West Coast
Worte: Vitsœ
Fotos: The Archers
Laut der meistgenutzten Methode zur Erfassung der weltweiten Wetterverhältnisse – der Koppen Climate Classification – ist Niederschlag ein äußerst rares Phänomen auf den Straßen von Los Angeles. Mit ganzjährigem Sonnenschein und einem unverwechselbar blassblauen Himmel zieht Kaliforniens dichtbesiedeltste Stadt seit den frühen 1900er Jahren Künstler und Schriftsteller an.
In den letzten zehn Jahre hat hier auch eine Gruppe von Designern namens „The Archers“ ihr Zuhause gefunden. Das Team gestaltet Räume, die Mitbegründer von Richard Petit als „persönlich, aber präzise“ beschreibt. Die Struktur entsteht in Zusammenarbeit mit Architekten, für die Einrichtung spüren The Archers seltene, besondere Möbel und Textilien auf. Dabei sind sie keinesfalls auf eine minimalistische Ästhetik fixiert: „Wir haben keine Angst vor organisiertem Chaos, vor Farben oder Mustern.”
Die Landschaft von Los Angeles ist geprägt von Bergen, Inseln, Stränden, Wüsten und natürlich der Metropole selbst. Ebenso vielfältig ist die Architektur: Neben verschiedenster Kopien populärer europäischer Formen begnen The Archers vor allem Häuser im Stil des Mid-Century. Architekten achten in Los Angeles sorgfältig auf die Ausrichtung ihrer Bauten, da die Außenwände oft komplett aus Glas sind. Richard und sein Team wiederum müssen im Blick haben, wie die Inneneinrichtung mit dem einfallenden Sonnenlicht korrespondiert.
„In Bezug auf das Licht ist LA fast mit dem mediterranen Raum vergleichbar – das spielt eine große Rolle für die Auswahl der Möbel“, erklärt Richard. „Ein Grund, warum wir Vitsœs Regalsystem in off-white für weiße Wänden verwenden, ist, dass es im Zusammenspiel mit dem Sonnenlicht hier in LA eine so weiche Farbe ergibt … eine Art Perlweiß.“
„Das Regal lässt sich in jeden Raum integrieren. Da es so reduziert ist, verschwindet es beinahe, und die Wand wird zu einer Fläche für Bücher und Objekte.“
Anders als die Architektur des 19. Jahrhunderts, die jede Unvollkommenheit mit Sockelleisten und Querbalken versteckte, zeigen die modernen Häuser in Los Angeles, mit denen The Archers arbeiten, alles. „In den meisten hier gebauten Häusern – obwohl sie von außen elegant, technisch und präzise anmuten – entdeckt man letztlich eine Menge Ungenauigkeiten“, sagt Richard. „Das liegt daran, dass es sich um in Massenproduktion entwickelten erschwinglichen Wohnraum handelt, der in großen Teilen vorproduziert ist … als Fertigbausatz!“
„Vielleicht eignen sich Dieter Rams’ Möbel deshalb so gut für unsere Projekte: Mit ihnen kommt ein zuverässig präzises Element hinzu. Wir behandeln die Vitsœ Möbel immer wie ein Teil der Architektur.“
Im Dialog mit Vitsœs Planungs-Team können The Archers ihre Pläne in jeder Phase des Designprozesses anpassen. Rob Fissmer von Vitsœ Los Angeles berichtet: „Oft haben es Innenarchitekten schwer, zu vermitteln, wie das Regalsystem funktioniert. The Archers können einfach sagen: ‘Gehen wir rüber zu Vitsœ, dort zeigen sie es euch.’ Hier können die Kunden sich Zeit nehmen und ein Gespür dafür entwickeln, wie das 606 aussieht und wie es sich anfühlt. Ich denke, das macht unsere Zusammenarbeit so einzigartig und wertvoll.“
„Wir lieben die Arbeit mit Rob! Wir schicken ihm einfach unsere Maße oder grobe Skizzen von dem, was wir uns vorstellen”, sagt Richard. „Das Endergebnis ist immer maßgeschneidert und trotzdem anpassungsfähig. Und es ist immer so montiert, dass es sich wie ein Teil des Raums anfühlt und nicht nur wie etwas, das darin befestigt ist.“
„Viele unserer Kunden haben umfangreiche Bibliotheken. Ich glaube, ihnen gefällt der Gedanke, dass selbst wenn dieses Zuhause vielleicht nur ein Zwischenstopp ist und sie es in zehn Jahren wieder verkaufen, ihr Vitsœ-Regal in jedem Fall mit umziehen wird.“
„Wir haben nie Schwierigkeiten, unsere Kunden vom 606 zu überzeugen, sondern hören eher ‘Wie schön, dass ihr es benutzt, ich wollte es schon so lange haben.’ Sie kennen den Wert und wissen, dass sie die Elemente in Zukunft neu zusammenstellen oder erweitern können. Die unzähligen möglichen Kombinationen machen es einfach so wunderbar flexibel.“