Durchhaltevermögen
Webkunst und Psychiatrie unter einem Dach in New York

Sue and Alan Ravitz in front of the 606 Universal Shelving System in New York

Worte: Vitsœ

Fotos: Paul Barbera

Als Paar zusammen zu leben und zu arbeiten, erscheint den meisten Menschen unmöglich, aber Sue und Alan Ravitz liefern einen überzeugenden Gegenbeweis. An der Ecke der 6th Avenue in Manhattan erstreckt sich ihr gemeinsamer Arbeitsbereich über die gesamte 12. Etage des 16-stöckigen Gebäudes.

Sue lacht, während sie erzählt, wie sie und ihr Mann Al vor drei Jahren das Experiment wagten: „Wir dachten, es wäre eine fantastische Idee. Ich bin Teppichkünstlerin, und bevor wir die 57W57 Galerie eröffneten, habe ich allein in meinem Atelier an meinen Tapisserien gewebt. Seit Al und ich den Raum hier übernommen haben, haben wir ihn an unsere Bedürfnisse angepasst. Eine Reihe von Schiebetüren trennt mein Atelier und meine Galerie auf der Westseite von Al’s psychiatrischer Praxis im Osten, mit der er sich auf Scheidung und Konfliktmanagement spezialisiert hat. Zum Glück verstehen wir uns gut und empfinden es als schöne Erfahrung, die ganze Zeit zusammen zu sein!“

Sue and Alan Ravitz’s Otto Zapf Softline Series storage system in New York

Ihre gemeinsame Liebe für Farben ist in beiden Bereichen offensichtlich: Der Bürobedarf ist säuberlich in „Softline“ Systemmöbeln von Otto Zapf verstaut, die Wände mit Kunstwerken von Sue und den von ihre vertretenen Künstlern dekoriert. Ihr Vitsœ Regalsystem haben die beiden vor 25 Jahren erstanden, kurz bevor sie von Chicago nach New York gezogen sind. Seither ist es Teil ihrer ausgesuchten Möbelkollektion.

Sue erklärt, dass das Paar sich schon immer für europäische Designer interessiert hat: „Ich denke, die amerikanische Einstellung zur Moderne wurde stark vom Bauhaus beeinflusst, da viele der Gestalter dieser Schule im Zweiten Weltkrieg in die Staaten kamen. Künstler wie Marcel Breuer und Mies van der Rohe hatten einen großen Einfluss auf die Vorstellungen Amerikas von Raum und Licht.“ Alan fügt hinzu: „Wir haben uns schon immer für Dinge mit Durchhaltevermögen begeistert – und Vitsœ verkörpert das absolut. Das Regalsystem ist ein Klassiker, der heute genauso gut aussieht wie zur Zeit seiner Entwicklung. Das gefällt uns daran.“

Sue and Alan Ravitz’s 606 Universal Shelving System and Otto Zapf Softline Series storage system in New York

Alan erzählt schmunzelnd, dass manche seiner Patienten, die als Architekten tätig sind, das Vitsœ Regal in seinem Büro bemerken – für die meisten Menschen sei es allerdings unsichtbar. „Manchmal vergesse sogar ich, dass es da ist. Ich kann hier sitzen und arbeiten und dann aufblicken und denken, ‘ach, ist das schön!’ Sue und ich haben das System immer als Ort für unsere Bücher genutzt. Ich liebe die Art, wie sie sich in Kunstobjekte verwandeln – fast, als hätte man ein Gemälde an die Wand gehangen. Vor die Buchrücken stellen wir verschiedenste kleine Gegenstände – alte Postkarten, Flohmarktfunde. Ich habe die Regale gern direkt vor mir, sodass ich jederzeit Bücher herausziehen kann, die ich für mein Schreiben brauche.“

Alan’s mementoes in front of books on his Vitsoe 606 Universal Shelving System in New York

Alan gesteht, dass ein Leben ohne überflüssigen Krimskrams den beiden nicht leichtfällt: „Sue und ich sind beide ganz anders aufgewachsen. Es braucht Übung, um sich zu reduzieren. Was passiert ist? Nun, ich bin nicht sicher, ob das etwas ist, das jedem passiert, aber bei uns zumindest war es so, dass unser Geschmack immer ‘leiser’ wurde, je älter wir wurden.

Unsere Tochter hat gerade ihr erstes Vitsœ System gekauft, aber sie ist schon jetzt viel ordentlicher, als wir es in jungen Jahren waren. Wir tun wirklich unser Bestes, nur die Dinge zu behalten, die bedeutsam sind, und haben im Laufe der Jahre die Menge an Mist ernsthaft reduziert – obwohl ich Ihnen jetzt nicht meinen Schreibtisch zeigen darf, der ist ein absolutes Durcheinander!“

Sue Ravitz in front of her artwork and Vitsoe 606 Universal Shelving System in New York

Danach gefragt, wie die beiden täglich 24 Stunden miteinander überstehen, stupsen sie sich neckend an: „Naja, Sue ist den ganzen Tag in ihrem Teil des Gebäudes beschäftigt, ich in meinem. Aber ich liebe es, dass sie hier ist. Das Gefühl, zwischen Terminen zu meiner Frau in die Galerie hinüberspazieren zu können, ist großartig. Wir schätzen die Gesellschaft des anderen wirklich sehr.“

Auch Sue ist durchaus bewusst, dass die beiden eine besondere Beziehung haben: „Nicht jedes Paar könnte so arbeiten, wie wir es tun und noch immer Dinge finden, über die man beim Abendessen sprechen kann. Wir haben Glück, wir haben eine magische Verbindung, die hält … schon seit 40 Jahren.“

The view from Sue and Alan Ravitz’s window in New York